Kick-Off.
Eine Einführungsveranstaltung im Team zum QM Aufbau zeigt die Wichtigkeit. Alle Mitarbeiter sind informiert und ihr könnt gleich im Vorfeld wichtige Fragen lösen.
Hier sind mögliche Themen:
- Stelle heraus, warum ihr QM einführen wollt? (Stichwort Mitarbeiterorientierung, Patienten begeistern, die Praxis auch in Ausnahmesituationen am Laufen halten, Praxis stetig weiterentwickeln) Welche Ziele verfolgst du mit deiner Praxis? Wo geht die Reise hin?
- QM stellt Methoden zur Verfügung, um Alltag sicherer, einfacher und wirtschaftlicher zu machen. Arbeite noch einmal den ganz konkreten Nutzen für deine Mitarbeiter heraus (transparente, effiziente Abläufe, weniger Rückfragen, weniger Fehler, bessere Informationsweitergabe etc.)
- Erste Rückmeldung der Verbesserungsvorschläge aus dem Audit
- Gehe dann auf die nächsten Schritte ein. Wer ist konkret gefragt? Das wirst in erster Linie du als Zahnarzt sein, die QMB, um die Aufgaben zu koordinieren und die „Zuständigen“ für Hygiene, Arbeitssicherheit. Damit QM aber lebt und die wertvolle Zeit jetzt nicht total sinnlos investiert wird, sind ALLE gefordert.
- Zu guter Letzt muss ganz klar besprochen werden, wie und wo die Neuerungen und Infos an alle Mitarbeiter weitergeleitet werden und zu finden sind. Hol- statt Bringschuld. Es ist wichtig, dass diese Infos dann auch verbindlich sind.
Organigramm und Stellenbeschreibungen
Eine der ersten und wichtigsten Aufgaben ist es, die Aufgaben in der Praxis zu identifizieren und verbindlich die Zuständigkeit festzulegen.
QM wird häufig mit gaaaanz viel Arbeit in Verbindung gebracht. Dazu kommt die Unsicherheit, was „da überhaupt gemacht werden muss“. Es herrscht die Befürchtung, dass diese immense Zusatzaufgabe on top zur eigentlichen Arbeit komme.
Naturgemäß verschließen sich die meisten Menschen Veränderungen. Aus Angst vor Mehrarbeit, vor Unsicherheit, vor der Angst, das Gewohnte verändern zu müssen.
Deshalb sollten diese Menschen spüren, dass QM vor allem dazu da sein soll, Arbeitsalltag zu verbessern. Sicherer zu machen. Einfacher zu machen.
Macht jeder Mitarbeiter die Erfahrung, dass es schnell zu Verbesserungen kommt. Und es sich nicht nur „alles um die Praxis“ dreht sondern ganz konkret um MICH, wird sich der Mitarbeiter ein Stück weit öffnen. Wenn sich dann immer wieder etwas verbessert, kommt ein Prozess in Gang, den man gemeinhin QM nennt.
QM ist nämlich nichts anderes, als Schritt für Schritt Verbesserungen einzuleiten.
Der nächste Schritt ist, alle Aufgaben inkl. Häufigkeit zu identifizieren. Das Ganze mit Verantwortlichkeiten und Vertretungsregelungen zu versehen.
Diese Aufgaben können natürlich nicht einfach aufgestülpt werden. Vielmehr geht es jetzt darum, das notwendige Know How zu vermitteln, sodass die Aufgaben auch erledigt werden können.
Was beim einen regelrechte Motivationsschübe auslöst, versetzt den anderen in eine Art Schockstarre. Mögliche Überforderungen sollten nicht einfach so abgetan werden.
Hier müssen ganz klare Ansagen her, welche Aufgaben dazu gehören (z.B. Hygienebeauftragter). Damit ist es aber nicht getan. Der Mitarbeiter benötigt klare Ansagen, welche Tätigkeiten dazugehören – und welche NICHT. Ganz wichtig, das klar abzugrenzen.
Hier ein Beispiel der Aufgaben eines Hygienebeauftragten:
- Erarbeitung der Arbeitsanweisungen und des Reinigungs- und Desinfektionsplans (auch für die Reinigungsfachkraft!!).
- Richtige Auswahl und Konzentration der Desinfektionsmittel
- Jährliche Einweisung der Kollegen (Hygiene, Persönliche Schutzausrüstung)
- Überprüfung der Hygienekette
- Überwachung allgemeiner Hygienemaßnahmen (auch Reinigungsfachkraft)
- Strukturierte Einarbeitung neuer Mitarbeiter
- Kontrolle des Sterilguts
- Prüfen der Wartungs- und Revalidierungsintervalle
Das gehört nicht zu den Aufgaben/ werden von allen erbracht
- Putzen der Schränke
- Durchführen der Routineprüfungen
- Freigabe und Dokumentation des Sterilguts
Schulungen für Sonderaufgaben
Nach der Schulung der Mitarbeiter können die gesetzlichen Anforderungen wie Hygiene, Arbeitssicherheit oder Datenschutz Schritt für Schritt umgesetzt werden.
Bezieht auch hier alle Mitarbeiter in die Neuerungen und Ablaufveränderungen ein. Stellt sicher, dass diese Informationen nachzulesen sind. Die geänderten Abläufe sind verbindlich.
Erste Verbesserungsmaßnahmen der Mitarbeiter einleiten
Erinnerst du dich? Setze die ersten Verbesserungsvorschläge zügig um und kommuniziere das im Team, sodass klar ist, du meinst es erst. Dir ist es wichtig, dass sich Alltag verbessert. Es soll nicht nur um Dokumente gehen. Unser oberstes Ziel ist, dass deine Mitarbeiter (und später auch Patienten etc.) spürbare Verbesserungen erleben und dann auch motivierter sind, sich weiterhin einzubringen.
Selbst wenn die Änderungen nicht von heute auf morgen umzusetzen sind: Doing is better than perfect. Fang einfach an. Und rede darüber.
Praxiswissen sammeln
Hierzu wird in Kürze ein eigener Blogartikel entstehen. An dieser Stelle sei nur gesagt, dass euer Praxiswissen nicht in Ordnern im Regal stehen will. Es will auch nicht im Unterordner vom Unterordner schlummern.
Sorge dafür, dass euer gesamtes, vorhandenes Praxiswissen für alle zugänglich ist. Schule deine Mitarbeiter, wo Vordrucke abgelegt oder Ablaufbeschreibungen zu finden sind.
Nur transparentes Wissen bringt euch weiter. Alles andere ist meines Erachtens Zeitverschwendung. Weiterentwicklung beginnt mit Wissen.
Methoden zum QM Aufbau in der Zahnarztpraxis
Jetzt ist die Vorarbeit getan und ihr könnt endlich anfangen, QM-Methoden zielgerichtet einzuführen.
Folgende Methoden und Instrumente fordert der G-BA:
- Messen und Bewerten von Qualitätszielen
- Erhebung des Ist-Zustandes und Selbstbewertung
- Regelung von Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten
- Prozess- und Ablaufbeschreibungen
- Schnittstellenmanagement
- Checklisten
- Teambesprechungen
- Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen
- Patientenbefragungen
- Mitarbeiterbefragungen
- Beschwerdemanagement
- Patienteninformation und Aufklärung
- Risikomanagement
- Fehlermanagement und Fehlermeldesysteme
- Notfallmanagement
- Hygienemanagement
- Arzneimitteltherapiesicherheit
- Schmerzmanagement
- Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen bzw. Sturzfolgen
- Dokumentation
Ganz klar: Die zahnärztliche Behandlung ist für die Patienten am Wichtigsten, wirkt aber am wenigsten beeindruckend. Denn hochwertige Zahnmedizin und modern(st)e technische Ausstattung werden inzwischen knallhart vorausgesetzt. Was wirklich den Unterschied macht ist (meist subjektiv) spürbare und messbare Qualität:
QM ist dabei ein enormer Hebel für nachhaltigen Erfolg:
Denn mit QM lässt sich die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Praxis maßgeblich steigern. Und ihr sorgt dafür, dass der Praxisbetrieb auch in Notsituationen am Laufen gehalten wird.
Ein funktionierendes QM-System überprüft die Wirksamkeit der Maßnahmen und sorgt so kontinuierlich für Verbesserungen.
Ergebnisse sind eine immer bessere Patientenversorgung, reibungslosere und sichere Abläufe, besser qualifizierte und für Qualität sensibilisierte Mitarbeiter. Und eine größere Gelassenheit, wenn es um die Begehung deiner Zahnarztpraxis geht.
Hilfreiche Links zum Thema QM Zahnarztpraxis Aufbau:
QM-Richtlinie des G-BA
https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2309/QM-RL_2020-09-17_iK-2020-12-09.pdf
Weiterführende Infos zum Thema Datenschutz in der Zahnarztpraxis
https://www.zahnaerzte-wl.de/pages/datenschutz