Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis

Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis

Nadelstich, Schnittverletzung, anaphylaktischer Schock, Brand oder der Autounfall deines Mitarbeiters auf dem Weg zur Arbeit. Was Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis bedeutet ist klar.

Unfälle und Notfälle passieren. Und gerade im Notfall ist es enorm wichtig, schnell  und gezielt zu handeln. Daher willst du für Notfälle Vorsorge treffen. Du willst vorbereitet sein und eine dem Patienten- und Leistungsspektrum entsprechende Notfallausstattung und Notfallkompetenz vorhalten.

Die Aufregung kocht im Notfall schnell hoch. Die Hektik packt das Team und dann passieren Fehler. Fehler, die im Notfall nicht passieren dürfen.

Was tun beim Nadelstich? Verbandbuch? Noch nie gehört. D-Arzt? Keine Ahnung. Dabei ist die Dokumentation im Verbandbuch und das richtige Vorgehen bei einem Betriebsunfall mittels D-Arzt enorm wichtig, um bei Bedarf z.B. Rentenansprüche geltend machen zu können.

In diesem Artikel will ich dir einen Überblick verschaffen, welche Aspekte zum Thema Notfallmanagement gehören und welche Hilfestellungen dir die BGW hier bietet.

Ersthelfer

Benenne einen Ersthelfer. Praxen bis 20 Beschäftigte müssen mindestens 1 ErsthelferIn ausbilden lassen. Bei mehr als 20 Beschäftigten müssen 10% der Beschäftigten ausgebildet werden. Personen, mit einer abgeschlossenen medizinischen Ausbildung können lt. § 26 DGUV Vorschrift 1 ohne zusätzliche Ausbildung als Ersthelfer eingesetzt werden.

Unabhängig davon ist für dein komplettes Team alle zwei Jahre zusätzlich eine Erste-Hilfe-Fortbildung notwendig. Durch regelmäßiges Notfalltraining wird das Wissen aktualisiert. Es ist nicht ausreichend, das Notfalltraining z. B. via Online-Kurs oder digitalen Medien durchzuführen. Schulungen führt z.B. das Rote Kreuz oder Malteser durch.

Die BGW übernimmt unter bestimmten Umständen die Kosten dafür. Den Link zur Antragstellung findest du am Ende dieses Artikels.

Du willst mehr aus deiner Praxis machen? Alles, was du dazu brauchst, findest du in der QM-Werkstatt.

Mit meinem Online-Kurs [QM-Werkstatt] wirst du schnell zum Experten und kannst deine Praxis mit einem super QM konsequent auf die nächste Stufe heben.

Verbandkasten & Notfallkoffer

Die Grundausstattung des Verbandkastens sollte regelmäßig überprüft und Medikamente, deren Verfallsdatum überschritten ist, ersetzt werden.

Sofern du einen Notfallkoffer vorhältst, sollte dieser:

  • Übersichtlich sortiert und auf das Wesentliche reduziert sein.
  • Intakt (Verfallsdatum bei Medikamenten, Steril verpacktes Material, Funktionstüchtigkeit bei batteriebetriebenen Geräten etc.).
  • Leicht erreichbar und mobil.
  • Inhalt und Aufbewahrungsfrist sind dem Personal bekannt.
  • Regelmäßige Kontrolle und Dokumentation des Inhalts. (Du kannst das Verfallsdatum etc. schnell prüfen, wenn du eine sinnvolle Checkliste am besten außerdem halb des Notfallkoffers anbringst.)

Alarm- und Notfallplan

Ein Alarm- und Notfallplan mit genauen Anweisungen für Brand und Unfall ist zu erarbeiten. Wenn es brennt, sind die in der Umgebung befindlichen Personen durch Feuer und insbesondere durch Brandrauch akut gefährdet. Daher ist es wichtig, dass alle Personen wissen, wie sich sich in einer solchen Gefahrensituation zu verhalten haben. Die Brandschutzordnung und der Alarmplan (siehe hilfreiche Links) informiert über die wichtigsten Verhaltensregeln. 

Aber wie das immer mit Vorlagen ist, müssen sie natürlich an deine ganz individuellen Praxisgegebenheiten angepasst werden. Das heißt mit den entsprechenden Telefonnummern von Ersthelfer, Betriebsarzt, D-Arzt, Rettungsdienst, Unfallkrankenhaus etc. ergänzt werden. 

Sorge dafür, dass der Alarm- und Nofallplan bekannt und an einer prominenten Stelle platziert ist.

In den Hilfreichen Links findest du eine Vorlage und hast die Vorgaben schnell erfüllt. 

Mitarbeiter regelmäßig zum Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis unterweisen

Hier sollten mindestens alle Themen dieses Artikels unterwiesen, geübt und mit Unterschrift dokumentiert werden. Eine Pro Forma – Schulung à la „Bitte hier einmal unterschreiben und gut is.“ führt natürlich nicht zum Ziel und verfehlt den Sinn von Unterweisungen krachend.

Brandschutzhelfer

Ein ausgebildeter Brandschutzhelfer ist benannt und wird regelmäßig (3-5 Jahre) geschult.

Das Personal wird mindestens jährlich vom Brandschutzhelfer mit der Handhabung des Feuerlöschers betraut und in die Vermeidung von Entstehungsbränden oder Explosionen (z.B. in Verbindung mit Sauerstoff) unterwiesen. Er sensibilisiert, dass in der Praxis unterschiedliche Feuerlöscher vorhanden sind (z.B. Pulverlöscher für die Brandklassen ABC und für EDV bzw. Elektronik-Bereiche ein CO2-Feuerlöscher – bedenke, dass seit Oktober 2019 pro kg CO2-Löschmittel mindestens eine freie Grundfläche von 5,5 m² vorhanden sein muss). Flucht- und Rettungswege sind ausgeschildert und auch Sammelstellen sind bekannt. Der Ablauf im Falle eines Brandes wird durchgespielt und die Aufgaben für die einzelnen Mitarbeiter im Falle eines Brandes sind klar kommuniziert. Die Kommunikation, sprich Meldekette ist bekannt.

NICHT Erika ist für xy zuständig“ SONDERNDer Mitarbeiter an der Rezeption ist für xy zuständig.“ Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis soll personenunabhängig funktionieren.

Alle weiteren Infos zum Thema Brandschutz findest du in meinem separaten Blogartikel „Brandschutz in der Zahnarztpraxis“. 

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Alles an seinem festen Platz

Verbandkaste, Notfallkoffer, Verbandbuch, Feuerlöscher und ggf. Defibrillator befinden sich an einem fest definierten Platz, der jedem bekannt ist.

Ist der Platz nicht direkt einsehbar, ist eine Beschilderung notwendig. Denke auch an die Beschilderung des Notausgangs, an einen Fluchtplan und an ausreichend Brandmelder. Eine Übersicht der Sicherheits- und Gebotszeichen findest du in den hilfreichen Links.

Defibrillator
Fluchtweg
Feuerlöscher
Verbandkasten

Unfallverhütungsvorschriften

Die Unfallverhütungsvorschriften sind für dich verpflichtend. Sie umfassen in der Zahnarztpraxis:

  • TRBA 250 (Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege
  • DGUV Vorschrift 1 (Grundsätze der Prävention)
  • DGUV Vorschrift 2 (Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit)
  • DGUV Vorschrift 3 (Elektrische Anlagen und Betriebsmittel)

Deine Berufsgenossenschaft BGW stellt dir hilfreiche Informationen als PDF aber auch als Druck-Version zur Verfügung. Ich empfehle dir, diese auf der BGW-Homepage zu bestellen.

Die BGW stellt dir z.B. auch Poster zur Verfügung. Diese Infos eignen sich wunderbar für Mitarbeiterunterweisungen.

Glasklare Vorgaben für den Notfall

Mit der folgenden Liste möchte ich dir Anregungen zu Ablaufbeschreibungen geben, die ich dir für deine Praxis empfehle. Die Inhalte sind sehr individuell und können hier nicht vorgegeben werden. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nutze gerne auch die Links, die ich dir unten zusammengestellt habe. 

Kurzum: Treffe zeitnah Regelungen, wie ihr in Notfallsituationen angemessen und sicher handelt und erstellt z.B. Ablaufbeschreibungen für folgende Situationen:

  • Verhalten im Notfall (z.B. Brand, Stromausfall, Wasserschaden, Gewalt am Arbeitsplatz) und Erste Hilfe
  • Notfall- und Alarmplan gut sichtbar aushängen.
  • Die Vollständigkeit und Aktualität der Notfallausstattung ist sichergestellt. z.B. anhand von Checklisten zum Inhalt des Verbandkastens und ggf. Notfallkoffers.
  • Erfassen von allen Unfällen, Wege- und Beinaheunfälle. Besonders die regelmäßige Auswertung von Beinaheunfällen hilft dir, Maßnahmen zu entwickeln, wie ihr Unfälle künftig vermeiden könnt. Daraus lässt sich auch ableiten, welche Schulungen du deinen Beschäftigten anbieten kannst.
  • Schutzausrüstung und Sicherheitsgeräte wie durchstichsichere Abwurfbehälter sind vorhanden und die Mitarbeiter wurden in die Handhabung aktenkundig unterwiesen.
  • Verhalten bei Schnittverletzungen an kontaminiertem Material und Unfallmeldung
  • Nachsorgeschema bei Nadelstichverletzungen (BGW)
  • Verbandbuch (hier alle Unfälle, Erste-Hilfe-Leistungen, Wegeunfälle etc. eintragen, Stich- oder Schnittverletzungen an kontaminiertem Material sind unverzüglich der BGW zu melden, Dokumentationspflicht von Übergriffen und Androhungen im Verbandbuch)
  • Info, ab wann eine Meldung an die BGW erfolgen muss

Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis beginnt bevor es soweit kommt.

Das bedeutet, dass du regelmäßig eine Gefährdungsbeurteilung in deiner Zahnarztpraxis bzw. in deinem Eigenlabor durchführen willst, um bereits im Vorfeld über mögliche Gefahren sensibilisiert zu sein.

Außerdem legst du Wert auf ein systematisches Risikomanagement in deiner Zahnarztpraxis. Das geht noch einen großen Schritt weiter und beleuchtet auch Haftungsrisiken, Datenschutzrisiken etc. Hierzu empfehle ich dir meinen Blogartikel zum Thema Risikomanagement >>> https://qm-oischinger.de/risikomanagement-zahnarztpraxis/

Und denk dran: Ein wirksames und sinnvolles QM geht nicht von heute auf morgen. Es muss nicht perfekt sein. Aber es will zu einer guten Gewohnheit werden.

Hilfreiche Links zum Thema Notfallmanagement in der Zahnarztpraxis

Suchmaschine zuständiger D-Arzt  
https://www.dguv.de/landesverbaende/de/med_reha/d-arzt-verfahren/index.jsp

Suchmaschine zuständige BG-Klinik  https://www.bg-kliniken.de/standorte

DGUV Anleitung Erste Hilfe https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/698

DGUV Vorschrift 1, Grundsätze der Prävention https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/service/medien-arbeitshilfen/medien-center/unfallverhuetungsvorschrift-grundsaetze-der-praevention-14912

DGUV Vorschrift 2, Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/service/medien-arbeitshilfen/medien-center/unfallverhuetungsvorschrift-betriebsaerzte-und-fachkraefte-fuer-13906

DGUV Vorschrift 3, Elektrische Anlagen und Betriebsmittel https://www.bgw-online.de/resource/blob/20602/a08d0fafd101155ffffad8739e108152/dguv-vorschrift3-unfallverhuetungsvorschrift-elektr-anlagen-betriebsmittel-data.pdf

DGUV Information Brandschutzhelfer https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/2848

DGUV Automatisierte Defibrillatoren https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/783

DGUV Übersicht der Sicherheits- und Gebotszeichen https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3058

DGUV Plakat „Erste Hilfe – Auffinden einer Person“ https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/760

Meldung zur Unfallanzeige (BGW) https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/service/medien-arbeitshilfen/formulare/unfall-melden-wegeunfall-fragebogen-ausfuellen-14592

BGW Verbandbuch https://www.bgw-online.de/resource/blob/18958/f8b29f3daf46c4e0755e34f5361b3fe3/bgw09-17-000-verbandbuch-data.pdf

BGW Verbandbuch Meldeblock (einzelne Seite, diese kann direkt in der Mitarbeiterakte abgelegt werden) https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/service/medien-arbeitshilfen/medien-center/verbandbuch-18958

BGW Aushang Notfallnummern, Verhalten im Brandfall https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/service/medien-arbeitshilfen/medien-center/braende-verhueten-verhalten-im-brandfall-18962

BGW Risiko Nadelstich https://www.bgw-online.de/DE/Medien-Service/Medien-Center/Medientypen/BGW-Broschueren/BGW09-20-001_Risiko-Nadelstich.html

BGW Nadelstich Nachsorgeschema https://www.bgw-online.de/DE/Arbeitssicherheit-Gesundheitsschutz/Grundlagen-Forschung/GPR-Medientypen/Downloads/NSV-Nachsorge.pdf?__blob=publicationFile

Antragsformular Kostenübernahme „Erste-Hilfe-Kurs“ durch die BGW https://www.bgw-online.de/bgw-online-de/themen/sicher-mit-system/erste-hilfe/erste-hilfe-21598

 

Die Autorin und Auditorin steht für Qualitätsmanagement mit Leichtigkeit und Weitblick. QM von Anfang an nützlich und praktisch sein. Es soll dabei helfen, den Praxisalltag zu vereinfachen, gesetzliche Vorgaben einzuhalten und die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu verbessern. 

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